Nachdem ich in den vergangen drei Jahren viel Zeit außerhalb Europas verbracht habe, saß ich vor ein paar Tagen am Frühstückstisch über einer Karte der Region hier und mir fiel auf, dass ich einige Gegenden ganz in der Nähe noch gar nicht wirklich kenne. Da bin ich so weit geflogen und im Radius von zwei Stunden um meinen Heimatort, gibt es noch so viel zu entdecken! Ziemlich schnell ist mir dann aufgefallen, dass ich keine Ahnung habe, wie es im Hunsrück so aussieht. Keine zwei Stunden entfernt von dem Ort, an dem ich aufgewachsen bin und im Moment auch wieder lebe. Komisch eigentlich. Also nix wie hin und mal nachschauen, wie der Hunsrück so ist. Dann sehe ich auch noch, dass die Burg Eltz auf dem Weg liegt - prima, da war ich auch nicht. Und die Mosel ist auch noch in der Nähe! Genial! Also habe ich mich einfach mal in’s Auto gesetzt und bin losgefahren. Zur Burg Eltz und danach immer der Nase nach, bis ich die Mosel gefunden habe. Durch das wunderschöne Moseltal bin ich dann nach Cochem gekommen, wo die bekannte Reichsburg natürlich sofort in’s Auge sticht. Dann ging es auch schon weiter Richtung Mörsdorf. Dort wollte ich noch die spektakuläre Hängebrücke Geierlay anschauen. Auf dem Weg habe ich dann durch Zufall einen schönen Aussichtspunkt über die Mosel gefunden und musste einen Moment innehalten. Während ich da so saß dachte ich mir: Warum wollen wir eigentlich alle in die Karibik, nach Bali oder auf die Kanaren? Solche Reiseziele sind mittlerweile so einfach und schnell zu erreichen. Bilder von Palmen gibt es überall zu sehen. Flüge sind für viele Menschen bezahlbar geworden und gehören mittlerweile zum Standard. Wir streben immer weiter, immer höher, und vor allem immer weiter weg. Mit einem Ausflug in’s Moseltal kann ich meine Freunde nicht beeindrucken, mit einer Reise nach Madagaskar schon. Durch globale Massenkommunikation und der ständigen Erreichbarkeit von weiten Teilen der Welt - sei es durch das Internet oder ein Flugzeug - vergessen wir jedoch ab und an auch mal unsere eigene Umgebung zu würdigen. Es muss nicht immer schneller, höher, weiter sein. Und es muss auch nicht immer der spektakulärste Ort sein. Es braucht nicht jeden Tag einen Bungeesprung in Südafrika oder einen Ritt durch die Mongolei. Ich glaube, es tut gut, diese Tendenzen mal zu durchbrechen, heute kein Selfie vom Burj Khalifa zu posten, und sich stattdessen mit dem auseinanderzusetzen, was vor der eigenen Nase ist. Egal wo ihr gerade seid, setzt euch heute mal nicht vor den PC und schaut euch Bilder von den Bahamas an, geht einfach mal raus und schaut euch um; es ist ziemlich schön hier!