Auf meiner Reise durch Vietnam habe ich viele Orte besucht, viele Menschen getroffen und viele neue Eindrücke gesammelt. Doch nichts bleibt mir so im Gedächtnis, wie mein Ausflug in ein kleines Dorf namens Na Rang in der Hà Giang Provinz im tiefsten Norden Vietnams. Fernab von jeder Zivilisation, ohne Stromnetz oder Grundwasserversorgung lebt hier das Volk der H'Mông, eine religiösen Minderheit. Nach beinahe 9 Stunden holpriger Busfahrt von Hanoi aus ging es für mich und meine Mitreisenden immer weiter in den Norden. Die Straßen verschwanden und wichen einfachen Feldwegen, die mehr aus Löchern als aus Wegen bestanden, die Strommasten wurden zu Bambuspflanzen am Wegesrand. Ich glaube mir war noch nie so übel bei einer Busfahrt.

Bus Kofferraum

Bei meiner Gastfamilie angekommen, wusste ich, dass sich die Mühe gelohnt hatte. Ein einfaches Haus mitten im Dschungel. 20 Minuten Fußweg zum nächsten Nachbarn, vielleicht mehr. Nach einer Stärkung und ein wenig Reiswein gingen wir zu Bett, um uns auf die bevorstehende Wanderung vorzubereiten.

Nach einer sehr schwülen Nacht in der unklimatisierten Bambushütte, 2 Meter über dem Boden, um uns vor wilden Tieren zu schützen, machten wir uns früh morgens auf den Weg, auf eine Wanderung durch die malerische Landschaft. Komplett unberührt vom Tourismus, sowie westlichen Einflüssen lag vor uns ein System aus Bauernhöfen, Reisplantagen und freundlichen Familien.

Hütte im Regenwald
Reisplantage Vietnam

Es gibt einen Brauch in Vietnam, demnach man jede geöffnete Flasche Reiswein als Gast auch leer trinken muss. Wenn auch ein sozialer Brauch, ist es kein guter Ersatz für ein Mittagessen, erst recht nicht wenn man noch 15 Kilometer Wanderung in der Sonne vor sich hat. Aber man will natürlich nicht unhöflich sein. Gepaart mit einigen Zügen an der hauseigenen Bambusbong (siehe Bild) gingen wir voller Motivation weiter.

Mann raucht Pfeife

Nach einigen Stunden, sowie der ein oder anderen Flasche Reiswein später erreichten wir dann das Ziel unserer Wanderung. Einem von Touristen noch unentdeckten Wasserfall mit dem malerischsten Tal, das ich je gesehen hatte. Noch nie tat eine Erfrischung so gut.

Spätabends kamen wir zurück zur Gastfamilie und ein sehr besonderer Tag ging zu Ende. Bei dieser Reise lernte ich, dass es zwei Sorten von Urlaub gibt. Einen für den Körper und einen für die Seele.

Füße hängen im Wasser
antikes Motorrad
Kuh am Wegrand