Ältester Nationalpark der Welt. UNESCO Weltnaturerbe. Ein riesiges, einmaliges, fast in sich geschlossenes Ökosystem. Supervulkan. So wird der Yellowstone Nationalpark gerne geschmückt. Als Student der Geologie trieben mich vor allem die abertausende geothermale Phänomene in den Park im Norden Wyomings. Geysire, Schlammtöpfe und regenbogenfarbige, heiße Quellen. Die tief eingeschnittenen Täler, die spiegelglatten Seen und die einzigartige Tierwelt machen das Spektakel perfekt. Auge um Auge mit einem Bison, dem Herr des Yellowstone Valley? Man gewinnt zusehends Respekt vor den Riesen der Ebene.

Wenn du genauso detailverliebt bist wie ich, die unendlich Weite der Ebene, die schroffen Felsen, dunklen Wälder und die Einsamkeit in der Natur liebst, reicht dir ein Besuch definitiv nicht aus. Ich wusste, der „Morning Glory“ Thermalpool wird ein Highlight meiner Reise werden, dass ich jedoch über 4 Stunden direkt über dessen Kante verbrachte, vermochte auch ich mit etwas Abstand kaum zu glauben. Mit jedem Sonnenstrahl verändern sich die Farben und die Ausstrahlung des Pools. Die ganze Szenerie scheint sich zu verändern. Von dunkel-aquamarin, über satt-grün bis rostrot und zitronengelb. Das ist die unumstrittene Königin der geothermalen Quellen. Alle Becken, die ich danach zu Gesicht bekam, schienen zu verblassen. Und trotzdem ist man doch jedes mal von deren Anmut gebannt, und man vergisst die Zeit auf der Jagd nach dem perfekten Winkel, der schönsten Lage und der einzigartigsten Farbe. Das man sich dabei auf dem Pulverfass des Supervulkans, der nur wenig unterhalb gleichzeitig schlummert und rumort, bewegt, vergisst man bei der Vielfalt und Schönheit der Natur fast vollständig.