Anfang September packten wir unsere Rucksäcke ohne wirklich zu wissen was uns in der nächsten Woche noch so erwarten würde. Klar war uns, dass wir unbedingt raus müssen, raus aus unserem Alltagstrott, irgendwo hin, am besten in die Berge. Ein Freund von mir hatte in der Küche seiner Eltern einen Fotokalender entdeckt auf dem ein See zu sehen war, der vollkommen von Berggipfeln umschlossen war und in der Mitte eine kleine Insel besaß: Der Schrecksee in den Allgäuer Alpen. „Da möchte ich unbedingt mal hin“, sagte er. Die Idee für unseren Road Trip war geboren.

Einen alten VW-Camper hatten wir bereits, also stand dem Abenteuer nichts mehr im Wege. Am nächsten morgen um 5 Uhr sollte es also losgehen. Unsere Gruppe war mittlerweile auf vier Personen angewachsen und so starteten wir mehr oder weniger ausgeschlafen um 8 Uhr unseren Aufstieg zu diesem sagenumwobenen See. Erschöpft, jedoch überwältigt von dem was wir sahen, legten wir uns ans Ufer und stärkten uns mit einem ausgiebigen Picknick. Dunkle Wolken und die ersten Anzeichen eines Gewitters zwangen uns jedoch viel zu früh wieder Richtung Tal abzusteigen. Der Regen setzte ein und noch bevor wir am Bus ankamen, waren wir bis auf die Knochen durchnässt. Am nächsten Tag fuhren wir bereits früh los und legten einen Zwischenstopp in Innsbruck ein, um unsere nassen Kleider in der WG eines Freundes zu trocknen. Unsere Gruppe trennte sich hier und bereits am Tag darauf fuhren meine Freundin und ich weiter nach Südtirol. Der Pragser Wildsee war das nächste Ziel. Wir beschlossen den See nachmittags zu umrunden, da zu dieser Zeit die Touristen-Massen bereits wieder gegangen waren.

Mein Geheimtipp: morgens zum Sonnenaufgang den See umrunden. Die magische Stille über dem leuchtend blauen See und die gewaltigen Berggipfel sind eine atemberaubende Kulisse.

Wir fuhren weiter in die Sextener Dolomiten, hier entschieden wir Richtung der „Drei Zinnen“ aufzusteigen, um eine Nacht zwischen den Berggipfeln zu verbringen. Nach unzähligen Kurven, felsigen Pfaden und steilem Gelände sahen wir nun endlich die ersten Bergspitzen, deren Formation und Größe uns überwältigten. Wir errichteten auf dem Plateau unser Biwak für die Nacht und verkrochen uns auch bald in unsere Schlafsäcke. Am Morgen erlebten wir einen der schönsten Sonnenaufgänge, den wir je gesehen hatten. Blutrot färbten sich die Zacken der „Drei Zinnen“ und die ersten Sonnenstrahlen kündigten den Morgen an. Wir frühstückten in unseren Schlafsäcken kochten frischen Kaffee und begannen allmählich unser Lager abzubauen, um uns auf den Heimweg zu machen, schließlich lagen noch drei Stunden abstieg vor uns.

Wieder an unserem alten VW-Camper angekommen, beschlossen wir nicht das letzte Mal hier gewesen zu sein. Die Schönheit der Dolomiten lässt einen so schnell nicht los ☺