Stickig, staubig, warm, laut, voll. Das sei der klassische Massentourismus, sagte man mir. Teilweise ist dies alles wahr. Liebt man die Schönheit der Natur und erlaubt sich selbst ein Eintauchen in eben diese, machen den größeren Teil der Geschichte aber wunderbare Farben und absolut faszinierende Texturen aus. Dies gilt für den Lower Antelope Canyon als auch für seinen großen Bruder, den Upper Antelope Canyon, der jedoch wesentlich frequentierter besucht wird. Einmal über die Schwelle der steinernen Tore getreten, ertrinkt man förmlich in einer völlig neuen, unbekannten Spähre unseres Planeten. Blauer Planet? Hier nicht. Das Licht spielt mit dem Stein und dem Sand auf dem Boden. Die Farbpalette erstreckt sich hier von einem schmutzigem Dunkelbraun, über das Lila der frühen Nacht und Rubinrot, zu dem strahlenden Gelb einer reifen Zitrone. Kleine, unzählige Lichtkegel werfen wunderbare Sonnenspiele auf die Wände und lassen den Staub tanzen. Ungekannte Bewegungen bestimmen das Gefüge der Gesteinsformationen, Ablagerungstexturen, die sich über Millionen von Jahren manifestierten, lassen einem den Atem stocken. Nähert man sich der warmen Sonne des Nachmittag, tränkt sich alles noch mehr in die Farben des Regenbogens. Völlig offene unterirdische Räume folgen auf röhrenartige Passagen. Ein Kaninchen hätte hier eher durch gepasst, war mein erster Gedanke, als ich gebückt durch die steinernen Windungen hindurch kroch. Ehe man sich versieht erklimmt man die Leiter zur Erdoberfläche. Alles ohne das Bewusstsein, dass man die letzten 2h dort unten verbracht hat. Eine andere Zeitrechnung in der Versenkung.